Diese Patienteninformation soll Ihnen helfen, das Krankheitsbild der Neuritis vestibularis besser zu verstehen. Sie ersetzt kein persönliches Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, sondern dient als ergänzende Information.
Was ist eine Neuritis vestibularis?
Die Neuritis vestibularis ist eine plötzliche Funktionsstörung des Gleichgewichtsnervs (Nervus vestibularis), der wichtige Informationen über Lage und Bewegung des Körpers an das Gehirn weiterleitet.
Ursache ist in den meisten Fällen eine entzündliche Reizung des Nervs, oft ausgelöst durch Viren.
Das Hörvermögen bleibt in der Regel normal, da der Hörnerv nicht betroffen ist.
Die Erkrankung tritt meist plötzlich auf und verursacht heftigsten Schwindel.
Typische Symptome
Plötzlicher starker Drehschwindel: Gefühl, dass sich alles um einen dreht.
Übelkeit und Erbrechen: häufig sehr ausgeprägt.
Gangunsicherheit und Fallneigung: vor allem zu einer Seite.
Spontannystagmus: ruckartige Augenbewegungen, die der Arzt feststellen kann.
Keine Hörstörung oder Ohrgeräusche: das unterscheidet die Erkrankung z. B. von Morbus Menière.
Die Beschwerden treten abrupt auf, halten in den ersten Tagen meist dauerhaft an und bessern sich innerhalb von Tagen bis Wochen allmählich.
Ursachen und Risikofaktoren
Vermutlich eine virale Infektion durch den Herpes simples Virus Typ 1 (ähnlich wie bei einer Erkältung oder Gürtelrose-Viren).
Selten Durchblutungsstörungen oder andere Ursachen.
Häufig betroffen: Menschen zwischen30 und 60 Jahren.
Verlauf und Prognose
Akute Phase: einige Tage mit sehr starkem Schwindel und Übelkeit (48-72h)
Nach 1–2 Wochen tritt oft schon eine deutliche Besserung ein.
Vollständige Erholung: meist innerhalb von 4–8 Wochen.
In seltenen Fällen bleiben leichte Gleichgewichtsstörungen zurück.
Das Gehirn kann die Störung durch Kompensation (Anpassung) oft sehr gut ausgleichen.
Behandlung
Die Therapie richtet sich nach der Krankheitsphase:
Akutphase (1-3 Tage)
Medikamente gegen Schwindel und Übelkeit (z. B. Dimenhydrinat, Meclozin).
Kortison kann die Entzündung hemmen und den Verlauf günstig beeinflussen.
Bettruhe in den ersten 1–2 Tagen – danach sollte man sich möglichst bald wieder vorsichtig bewegen, um den Gleichgewichtssinn zu trainieren.
Weiterer Verlauf (subakute Phase)
Frühe Mobilisation: Gehen und normale Bewegungen fördern die Anpassung des Gehirns.
Vestibuläres Training / Krankengymnastik: spezielle Übungen unterstützen die Erholung.
Stressabbau und ausreichend Schlafstärken das Immunsystem.
Wann sollte man unbedingt zum Arzt?
Bei plötzlich einsetzendem, starkem Schwindel mit Übelkeit und Erbrechen.
Wenn zusätzlich Hörverlust, Ohrgeräusche oder Doppelbilder
Bei neurologischen Symptomen wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen oder Sprachstörungen (Notfall – Schlaganfall ausschließen!).
Tipps für den Alltag
In der akuten Phase Autofahren und Bedienen von Maschinen vermeiden.
Kleine, leichte Mahlzeiten gegen Übelkeit.
Genügend Flüssigkeit aufnehmen.
Geduld: Die Symptome bessern sich oft nur langsam, die Heilung dauert Wochen.
Gezielte Gleichgewichtsübungen beschleunigen die Genesung.
Zusammenfassung
Die Neuritis vestibularis ist eine akute, oft heftig verlaufende, aber gutartige und meist vollständig ausheilende Erkrankung des Gleichgewichtsnervs. Durch Medikamente, frühzeitige Bewegung und eine gezielte vestibuläre Rehabilitationstherapie erholen sich die meisten Betroffenen vollständig.
Eine Referenzliste kann auf Wunsch eingesehen werden.