Diese Patienteninformation soll Ihnen helfen, das Krankheitsbild des Akustikusneurinoms besser zu verstehen. Sie ersetzt kein persönliches Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, sondern dient als ergänzende Information.

1. Was ist ein Akustikusneurinom?
Das Akustikusneurinom, auch Vestibularisschwannom genannt, ist ein gutartiger Tumor, der aus den Schwann-Zellen des Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibularis) entsteht. Er wächst langsam und verdrängt umliegende Strukturen, ohne in andere Organe zu streuen. Da der Tumor im inneren Gehörgang oder am Kleinhirnbrückenwinkel liegt, kann er das Gleichgewicht, das Hören und selten auch andere Nervenfunktionen beeinflussen.

2. Ursachen und Entstehung
Die genaue Ursache für die Entstehung eines Akustikusneurinoms ist nicht bekannt. In den meisten Fällen tritt der Tumor zufällig auf. Nur sehr selten ist eine erbliche Erkrankung, die sogenannte Neurofibromatose Typ 2 (NF2), die Ursache. Das Akustikusneurinom ist nicht durch äußere Einflüsse wie Lärm oder Handystrahlung bedingt.

3. Symptome
Die Symptome entwickeln sich meist schleichend über Jahre. Häufige Beschwerden sind:
– Allmählich zunehmende Schwerhörigkeit auf einer Seite
– Ohrgeräusche (Tinnitus)
– Schwindel oder Unsicherheiten beim Gehen
– Seltener: Gefühlsstörungen im Gesicht oder Kopfschmerzen

Da die Symptome langsam zunehmen, wird die Erkrankung oft erst spät erkannt.

4. Diagnostik
Die Diagnose wird in der Regel durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes gestellt. Diese Untersuchung kann den Tumor zuverlässig darstellen. Zusätzlich werden Hörtests und Gleichgewichtsprüfungen durchgeführt, um das Ausmaß der Beeinträchtigung festzustellen.

5. Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung hängt von der Größe des Tumors, dem Alter der Patientin oder des Patienten und den Beschwerden ab. Es gibt drei Hauptstrategien:

1. Beobachtung (Wait and Scan): Bei kleinen Tumoren ohne Beschwerden werden regelmäßige MRT-Kontrollen durchgeführt, um das Wachstum zu überwachen.

2. Operation: Ziel ist die vollständige oder teilweise Entfernung des Tumors unter Erhalt der Nervenfunktionen. Das Risiko für Hörminderung oder Gesichtsnervenlähmung hängt von der Tumorgröße ab.

3. Bestrahlung (Radiochirurgie): Diese Methode kann das Tumorwachstum stoppen, ohne dass eine offene Operation nötig ist. Sie wird häufig bei kleineren oder schwer zugänglichen Tumoren angewendet.

6. Nachsorge und Verlauf
Nach einer Operation oder Bestrahlung erfolgen regelmäßige MRT-Kontrollen, um ein mögliches Nachwachsen des Tumors frühzeitig zu erkennen. Viele Patientinnen und Patienten können nach der Behandlung ein weitgehend normales Leben führen. Bleibende Hörstörungen oder leichte Gleichgewichtsbeschwerden sind jedoch nicht selten. Wichtig ist ein intensives Training mit einem erfahrenen Therapeuten, der die vestibuläre Rehabilitation erlernt hat. Somit können sie das Gleichgewicht wieder herstellen und lernen den Verlust des betroffenen Organs zu kompensieren.

7. Leben mit einem Akustikusneurinom
Ein Akustikusneurinom ist gutartig und wächst meist langsam. In vielen Fällen kann man mit der Erkrankung gut leben. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind jedoch wichtig. Hilfreich können Hörgeräte, Gleichgewichtstraining und physiotherapeutische Maßnahmen sein.
8. Wo Sie Unterstützung finden
Weitere Informationen und Unterstützung finden Sie bei:
– Ihrer HNO- oder Neurochirurgie-Praxis
– Patientenorganisationen, z. B. Deutscher Verein für Schwannomatose und Neurofibromatose
– Selbsthilfegruppen vor Ort oder online

Sprechen Sie offen mit Ihrem Behandlungsteam über Ihre Fragen und Sorgen – es gibt viele Möglichkeiten der Hilfe.

Referenzliste kann auf Wunsch eingesehen werden.

→ Hier geht es zum PDF “Akustikusneurinom”