Diese Patienteninformation soll Ihnen helfen, das Krankheitsbild des BPLS besser zu verstehen. Sie ersetzt kein persönliches Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, sondern dient als ergänzende Information.
  
Was ist ein BPLS?
 
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist die häufigste Form von Schwindel im höheren Lebensalter, kann aber auch in jüngeren Jahren auftreten.
 
• Benigne = gutartig, nicht gefährlich
• Paroxysmal = anfallsartig, plötzlich auftretend
• Lagerungsschwindel = tritt bei bestimmten Kopfbewegungen oder Lagewechseln auf
 
BPLS entsteht, wenn kleine Kristalle (sog. Otolithen) im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs in einen Bogengang gelangen. Dort reizen sie die Sinneszellen durch Verschieben der Endolymphflüssigkeit, wenn sich der Kopf bewegt und lösen so Schwindelattacken aus.
 
Typische Symptome
• Plötzlicher, kurzer Drehschwindel (meist Sekunden bis maximal 1 Minute)
• Ausgelöst durch Lagewechsel: z. B. im Bett umdrehen, sich hinlegen, nach oben schauen oder sich bücken
• Schwindel ist heftig, aber nicht anhaltend
• Begleitend können auftreten:
  – Übelkeit
  – Augenzittern (Nystagmus)
  – Unsicherheit beim Gehen direkt nach einer Attacke
• Zwischen den Attacken fühlen sich viele Patienten beschwerdefrei oder nur leicht unsicher.
 
Ursachen
• Ablösen von kleinen Kalziumkristallen (Otolithen) aus dem Utrikulus (Teil des Gleichgewichtsorgans)
• Die Kristalle „verirren“ sich in einem Bogengang und reizen dort die Sinneszellen bei Kopfbewegungen
• Häufig ohne erkennbare Ursache
• Risikofaktoren: höheres Alter, Kopfverletzungen, Virusinfekte, längere Bettruhe
 
Diagnose
Die Diagnose wird durch den Arzt gestellt, oft HNO-Arzt oder Neurologe.
• Typische Anamnese (kurze Drehschwindelattacken bei Lagerung)
• Lagerungsmanöver wie der Dix-Hallpike-Test oder der Supine-Roll-Test lösen den Schwindel und charakteristische Augenbewegungen aus → eindeutiges Zeichen für BPLS
 
Behandlung
Die gute Nachricht: BPLS ist in über 95% der Fällen mit nur einer Behandlung heilbar.
• Befreiungsmanöver (Repositionsmanöver):
o Mit gezielten Lagerungsbewegungen wird der Kristall aus dem Bogengang zurück in den Gleichgewichtsraum befördert.
o Bekannt sind das Epley-Manöver (bei hinterem Bogengang) oder das Lempert oder Gufoni-Manöver(bei horizontalem Bogengang).
o Diese Manöver können vom Arzt oder geschulten Therapeuten durchgeführt werden.
 
Verlauf und Prognose
• In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden nach erfolgreichem Befreiungsmanöver vollständig.
• In rund 20–30 % der Fälle können die Kristalle erneut verrutschen → der Schwindel kommt zurück.
• Rückfälle lassen sich aber wieder gut mit denselben Methoden behandeln.
• BPLS ist nicht gefährlich, kann aber die Lebensqualität stark beeinträchtigen und das Sturzrisiko erhöhen.
 
Tipps für den Alltag
• Bei akuten Attacken: ruhig bleiben, hinsetzen oder hinlegen, Sturz vermeiden.
• Nach erfolgreichem Manöver: für 1 Stunde aufrecht bleiben, danach wieder normal aktiv werden.
• Restsymptome wie Benommenheit und ein unsicheres Gefühl können vorkommen
• Regelmäßige Bewegung, gutes Training von Gleichgewicht und Muskulatur.
• Bei häufigen Rückfällen: ärztliche Abklärung, um andere Ursachen auszuschließen, eventuell Einnahme von Vitamin D
 
Zusammenfassung
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist die häufigste Schwindelerkrankung, verursacht durch verrutschte Kristalle im Innenohr.
Er äußert sich durch plötzliche, kurze Drehschwindelattacken bei Lageänderung.
Die Diagnose erfolgt durch typische Lagerungstests, die Behandlung durch einfache, sehr wirksame Befreiungsmanöver.
Die Erkrankung ist zwar lästig, aber gutartig und fast immer vollständig behandelbar.
 
Eine Referenzliste kann auf Wunsch eingesehen werden.